„Herausfordernd und familiär zugleich“
Verbandsprüferin Sandra Standfuß über die Schulter geschaut
Zielstrebig zückt Sandra Standfuß ihren Transponder und hält ihn ans Kartenlesegerät – die Tür zur Sparkasse Ostprignitz-Ruppin im brandenburgischen Neuruppin öffnet sich. Mit flinken Schritten bewegt sie sich durch die Flure in „ihr“ Büro. Dabei ist die Familienmutter auch nur Gast in der Sparkasse. Sandra Standfuß ist Prüfungsleiterin und für Wochen mit ihrem Prüferteam zu Gast in der Hauptgeschäftsstelle: „Nach so vielen Jahren in der Prüfungsstelle des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) kennen mich viele der Kolleginnen und Kollegen vor Ort in den Sparkassen. Die Arbeit geht vertrauensvoll Hand in Hand, sonst würde es nicht funktionieren.“
Die Prüfung der einzelnen Jahresabschlüsse der 43 Mitgliedssparkassen des OSV sind jedes Jahr bis Ende Mai vorgesehen. Darüber hinaus prüfen die rund 100 Kolleginnen und Kollegen der Prüfungsstelle aber auch das Risikomanagement sowie die Einhaltung weiterer aufsichtsrechtlicher Vorgaben und beurteilen die Risikolage der Sparkassen.
Die Größe des Prüfungsteams und die Prüfungsdauer variieren dabei je nach Größe der Sparkasse und dem Prüfungsinhalt. Es gibt kleine Teams mit zwei Prüfenden, aber auch deutlich größere Teams mit bis zu sechs Prüfenden. Während die Prüfungen zur Geldwäsche und dem Wertpapierhandelsgesetz mit wenigen Wochen eher „kurz“ ausfallen, dauern die Teilprüfungen zum Jahresabschluss und zu den organisatorischen Pflichten und der Risikolage deutlich länger.
Zu Beginn einer jeden Teilprüfung erfolgt eine Prüfungsplanung, bei der die – risikoorientierte – Prüfungstiefe der Themengebiete festgelegt wird. Insbesondere bei wesentlich veränderten Rechtsnormen steigen sowohl der Prüfungsaufwand als auch die Prüfungstiefe an. Zudem stehen natürlich die Auswirkungen aktueller Entwicklungen im Fokus der Prüfungshandlungen: aktuell sind das die Entwicklungen an den Kapitalmärkten und im Kundenkreditgeschäft als Folge der Inflation sowie der wirtschaftlichen Entwicklungen.
„Die Themen unserer Prüfung sind vielfältig und reichen von der Strategie und Unternehmensplanung der Sparkasse bis hin zur wirtschaftlichen Lage bedeutender Kreditnehmer. Demnächst kommt mit dem Thema Nachhaltigkeit ein weiterer zukunftsweisender Bereich hinzu“, sagt Sandra Standfuß, die Betriebswirtschaftslehre mit der Fachrichtung Bank studiert hat und anschließend über ein Karriereportal auf die Prüfungsstelle des OSV aufmerksam geworden ist. „Die Aussicht auf ein abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld und viel eigenverantwortliches Arbeiten haben damals meine Neugierde geweckt.“ Nach dem Einstieg als Prüfungsassistentin wird sie seit der Absolvierung des Verbandsprüferexamens als Prüfungsleiterin eingesetzt.
„Für Menschen mit wenig Zahlenaffinität scheint unsere Arbeit dröge zu wirken, aber das Gegenteil ist der Fall. Die wechselnden Einsätze in den OSV-Sparkassen, unterschiedliche Prüfungsteams, eine Vielzahl verschiedener Prüffelder und letztendlich vor allem auch die große Änderungsgeschwindigkeit im Aufsichtsrecht sorgen dafür, dass jeder Tag aufs Neue spannend bleibt. Meine Erwartungen an die Aufgaben und auch an die Entwicklungsmöglichkeiten wurden bisher weit übertroffen“, fasst die 34-Jährige zusammen und greift nebenbei in den Aktenschrank hinter sich nach dem richtigen Ordner.
„Keine Angst“, sagt Sandra Standfuß sofort und lacht, „der Großteil unserer Unterlagen ist digitalisiert. Nur manchmal braucht es eben doch noch den Blick in einen Ordner der Sparkasse.“ Während der Prüfungsphase ist der Dienstag ihr Präsenztag in Neuruppin, die anderen Tage erledigt sie ihre Aufgaben im Verband oder Homeoffice. „Ich erlebe es so, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Ostdeutschen Sparkassenverband einen hohen Stellenwert hat. Ich habe schon die Flexibilität bei der Rückkehr aus meiner Elternzeit sehr geschätzt. Jetzt geben mir die flexible Arbeitszeiteinteilung und das mobile Arbeiten die Möglichkeit, für meine Familie da zu sein und mich dennoch beruflich weiterzuentwickeln.“
Und wie: Ihr Wissen und ihre Erfahrungen bringen die Verbandsprüferinnen und Verbandsprüfer auch in zahlreichen Seminaren, Schulungen und Fachtagungen für Verwaltungsräte, Vorstände und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkassen ein.
„Wir sind Generalisten, die einen breiten Überblick über die Vielzahl der Prozesse in den Sparkassen und deren Vernetzung haben. Und dennoch erfordern es die aufsichtsrechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, dass wir uns stetig weiterbilden. Und diese Freiheit haben wir in der Prüfungsstelle des OSV. Es ist die perfekte Balance: herausfordernd und familiär zugleich“, findet Sandra Standfuß.
Über die Prüfungsstelle des OSV
Kreditinstitute müssen nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches ihren Jahresabschluss und den Lagebericht von einer Wirtschaftsprüferin oder einem Wirtschaftsprüfer prüfen lassen. Diese Prüfungen werden für die Sparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband von der Prüfungsstelle durchgeführt.
Als unabhängige Einrichtung des OSV gehört die Prüfungsstelle dem Institut der Wirtschaftsprüfer an und ist Mitglied der Wirtschaftsprüferkammer. Sie unterliegt wie jede andere Prüfungsgesellschaft dem Berufsrecht für Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer. Die Prüfungsstelle ist als fachlich unabhängige Einrichtung im Rahmen ihrer Aufgabenerbringung hinsichtlich des Umfangs, der Art und Weise oder des Prüfungsergebnisses weisungsungebunden. Diese Unabhängigkeit korrespondiert mit dem hoheitlichen Prüfungsauftrag nach den Sparkassengesetzen der Bundesländer. Insofern ist die Prüfungsstelle des OSV eine spezialisierte, mittelgroße Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für Kreditinstitute mit vielseitigen und komplexen Aufgabenfeldern. Sie beschäftigt neben den ausgebildeten Verbandsprüfern auch Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer, die die Verantwortung für die einzelnen Prüfungen tragen.
Der abschließende Prüfungsbericht wird den Auftraggebenden, den Finanzministerien der Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt, zur Verfügung gestellt. Weitere Exemplare erhalten die Verwaltungsräte und Vorstand der jeweils geprüften Sparkasse, die BaFin und die Bundesbank.