Stiftung
Brandenburg
„Ich würde sofort wieder in die Kohle gehen …“
Ausstellung der Fotografien von Christina Glanz im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam
Mit Kohlestaub verschmierte Gesichter, von harter Arbeit schwielige Hände – Die Kohlebandarbeiterinnen und Kraftwerker, die die Fotografin Christina Glanz zwischen 1992 und 1994 porträtierte, kommen den Betrachtenden nah. Viele der Fotografierten arbeiteten Jahrzehnte in der Kohle, mussten am Ende die eigenen Fabriken abbauen und wurden gekündigt.
Mit Sensibilität und dem Vertrauen, das Christina Glanz während ihrer langen Aufenthalte in den Werken in Lauchhammer, in der Kantine, am Kaffeetisch mit den Arbeiterinnen und Arbeitern über die Jahre aufbaute, hat sie Aufnahmen von zeitloser Relevanz geschaffen. Mit ihren Fotografien hat sie einzigartige Einblicke in den Transformationsprozess dieser Region nach 1990 gewährt. Die Vielschichtigkeit und die Ambivalenz in der Auseinandersetzung mit Arbeit, Identität, Macht, Ökologie und Gesellschaft werden in ihren Bildern offensichtlich.
Die Motive gehören zu mehr als 90 Fotos der bislang umfangreichsten Einzelausstellung der Fotografin Christina Glanz unter dem Titel „Ich würde sofort wieder in die Kohle gehen – Fotografien einer Transformation“, die im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam vom 20. September 2023 bis zum 24. März 2024 zu sehen war. Die Ausstellung und das dazugehörige Begleitbuch wurden von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse gefördert.
Die Fotografin Christina Glanz wurde 1946 im Eichsfeld geboren. Sie begleitete die Umwälzungen nach der Wende in der Niederlausitz über Jahre mit der Plattenkamera und erlebte selbst die Verunsicherung jener Zeit: „Meine Aufträge waren über Nacht weg. Ich spürte, dass ich zeigen muss, was mit uns geschieht. Alles vollzog sich so rasend schnell.“
Bereits 2004 unterstützte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung die Künstlerin mit der Herausgabe eines Kataloges in ihrer Reihe „Signifikante Signaturen“.
Mecklenburg-Vorpommern
Halle am Meer. Künstlerkolonie, Sommergäste, Strandzone Ahrenshoop 1892-2023
Sonderausstellung (22.10.2023 – 07.04.2024) im Kunstmuseum Ahrenshoop
Ahrenshoop ist seit hundert Jahren ein Ort der Erholung wie Inspiration. Mit der ersten Ansiedlungswelle von Malern kamen Anna Gerresheim und Paul Müller-Kaempff. Es folgten viele andere und bauten sich Häuser. Die Künstlerinnen und Künstler veränderten den Ort und schufen wie Dora Koch-Stetter und George Grosz durch ihr Wirken den Mythos Ahrenshoop. Schon früh kam aus Halle (Saale) Gerhard Marcks nach Ahrenshoop. Hierher zog er sich 1933 nach seiner Entlassung aus der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle zurück. Mit ihm begann die Zeit hallescher Künstler in Ahrenshoop wie Hermann Bachmann, Kurt Bunge, Herbert Kitzel oder Willi Sitte.
Ein besonderes zeitgeschichtliches Kapitel der Sonderausstellung war parallel im Ahrenshooper Kunstkaten den Ereignissen im Juni/Juli 1951 gewidmet: Ulrich Knispel, Dozent an der Burg Giebichenstein, sah sich mit seiner Gruppe von 27 Studierenden nach ihrem künstlerischen Aufenthalt in Ahrenshoop mit massiven politischen Vorwürfen durch einen führenden SED-Parteisekretär konfrontiert. Er konnte sich nur durch Flucht in die Bundesrepublik einer Verhaftung entziehen. Seine Werke wurden größtenteils vernichtet.
In der Sonderausausstellung wurden erstmals in einem großen Panorama die in künstlerischer Auseinandersetzung mit der Ostsee entstandenen Arbeiten vorgestellt und mehr als 240 Werke vornehmlich hallescher Künstler aus anderthalb Jahrhunderten vereint.
Die Ostsee war für die Ostdeutschen über Jahrzehnte ein Ort der Sehnsucht – und bis 1989 zugleich staatlich bewachte Grenzregion. Künstlerinnen und Künstler haben das oft besonders sensibel wahrgenommen und in ihren Werken verarbeitet.
Nach ersten Stationen im Kunstmuseum Moritzburg und der Kunsthalle „Talstraße“ im Sommer 2023 in Halle (Saale) wurde die Sonderausstellung in Ahrenshoop noch einmal mit anderen Schwerpunkten gezeigt. Beide Stationen und die Begleitkataloge wurden von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gefördert.
Sachsen-Anhalt
Im Osten viel Neues
Der größte öffentliche Diskurs der vergangenen 25 Jahre zur Ostdeutschen Kunst
Wie steht es in Ostdeutschland um die Kunst von 1945 bis heute? Wie wird sie in Deutschland und international wahrgenommen? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt in der von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung initiierten Tagung „Ostdeutsche Kunst: Bestandsaufnahme und Perspektiven der ostdeutschen Kunst und ihrer Wahrnehmung von 1945 bis heute“. In der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Halle (Saale), diskutierten vom 13. bis 15. September 2023 mehr als 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertreter von deutschen Museen darüber, wie mit dem künstlerischen Erbe und aktueller Kunst in Ostdeutschland angemessen umgegangen werden kann.
„Ein Weg zum Verständnis der Menschen in Ostdeutschland und ihrer Geschichte führt über ostdeutsche Kunst. Hier gibt es noch viel zu entdecken und zu erforschen. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung wird daher Projekte und Veranstaltungen in diesem Bereich weiter fördern“, so Ludger Weskamp, Vorsitzender des Vorstands der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.
Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, sagte: „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, ostdeutsche Lebensleistungen und Lebenswirklichkeiten sichtbarer zu machen. Werke ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler haben ein größeres gesamtdeutsches Publikum verdient. Es gibt noch viel zu entdecken.“
Sachsen
Evelyn Richter. Ein Fotografinnenleben
Sonderausstellung (17.11.2023 – 17.03.2024) im Museum der bildenden Künste Leipzig
Evelyn Richter (1930-2021) ist eine der wichtigsten deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Sie und ihr herausragendes künstlerisches Werk einem immer größer werdenden Publikum zugänglich zu machen, ist Aufgabe des 2009 errichteten „Evelyn Richter Archivs der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig“. Vorläufiger Höhepunkt der jahrelangen Arbeit an und mit ihrem Werk wurde in der Sonderausstellung mit über 150 Schwarzweiß- und Farbfotografien ein neuer Einblick in das Schaffen Richters und – erstmals – auch in ihre künstlerischen Netzwerke geboten. Die in Bautzen geborene Künstlerin, Tochter eines Sägewerkbesitzers, schuf Fotos abseits der offiziellen Bildsprache der DDR. In ihren eindrucksvollen Bildserien von Ausstellungsbesuchern, Zug- und Straßenbahnreisenden, aber auch ihren Stadtlandschaften und Künstlerporträts dokumentierte sie authentisch den Alltag.
Erstmals wurde in der Ausstellung nun ihr Umfeld vorgestellt: ihre Freundinnen, die Fotografinnen Ursula Arnold (1929-2021) und Eva Wagner (1928-2015), mit denen sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig studierte, sowie zu der Bildhauerin Christa Sammler (*1932), die sie 1957 bei den Weltfestspielen der Jugend in Moskau kennenlernte. Anhand ihrer Schicksale wurde in der Sonderausstellung anschaulich, unter welchen gesellschaftspolitischen Bedingungen Frauen dieser Generation künstlerisch tätig sein konnten.
„Als Eigentümerin und Sachwalterin des Lebenswerks von Evelyn Richter und Ursula Arnold ist es der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ein besonderes Anliegen, immer wieder auf die Künstlerinnen aufmerksam zu machen. Sie gehören zu den wichtigsten Vertreterinnen der ostdeutschen sozialdokumentarischen Fotografie. Ihr Werk ist für ganz Deutschland von Bedeutung“, so Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, anlässlich der Ausstellungseröffnung.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstpalast Düsseldorf und wurde von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig ermöglicht.
Der Katalog zur Ausstellung wurde mit der Silbermedaille in der Kategorie „Ausstellung“ beim Deutschen Fotobuchpreis 2023/24 prämiert.